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Frustrierte Ehefrauen: Zwischen Alltag und Überforderung

Den Alltag zu organisieren, gehört zu den Aufgaben, die bei einer Mehrheit der verheirateten Paare weiterhin die Frau übernimmt. Gewinnt der Frust über diese Aufgabenverteilung die Oberhand, ist die Grenze zu Überforderung meist schon lange überschritten.

Mental Load: Ein häufiger Grund für frustrierte und überforderte Ehefrauen

Das im englischen Sprachraum als Mental Load bekannte Ungleichgewicht führt in zahlreichen Beziehungen zu wiederkehrenden Streitpunkten. Um diesem Beziehungskiller nicht zum Opfer zu fallen, ist es für beide Geschlechter wichtig zu verstehen, wie sich die Überforderung im Alltag innerhalb einer Ehe bemerkbar macht. Der folgende Ratgeber dient als informativer Überblick zu diesem Thema.

Die Aufgabenverteilung in Partnerschaften ist nicht automatisch ausgeglichen

In der Öffentlichkeit verkörpern verheiratete Frauen zwischen 25 und 55 Jahren häufig das Bild der multitaskingfähigen Superfrauen, die scheinbar mühelos die Anforderungen des Alltags erfüllen. In der Realität geraten speziell Frauen in diesen Lebensphasen häufig an die Grenzen ihrer mentalen und körperlichen Kräfte. Hinter dem Bild des stressfreien Alltags verstecken sich Geschichten von Frauen, die im täglichen Leben mit einem wiederkehrenden Gefühl der Überforderung zu kämpfen haben.

aufgabenverteilung in der ehe
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Eine Ursache, die am häufigsten den Weg zu dieser Überforderung ebnet, ist die ungleiche Aufgabenverteilung innerhalb von Ehen und Partnerschaften. Die sogenannte Care-Arbeit, also die Versorgung von Kindern, Haustieren oder pflegebedürftigen Angehörigen, ist ein Aufgabenbereich, der zu einem Großteil von den Frauen erledigt wird. Dieses Ungleichgewicht lässt sich über andere Bereiche wie zum Beispiel die Aufgabenteilung des Haushalts bestehend aus Kochen, Putzen und Waschen nicht komplett ausgleichen.

Unsichtbare Care-Arbeit ist für den Partner nur zwischen den Zeilen zu erkennen

Ein Auslöser für die Unfähigkeit, die alltägliche Mental Load zu bewältigen, ist die anfallende Care-Arbeit. Unter Psychologen ist dieses Phänomen in Bezug auf Partnerschaften ebenfalls als unsichtbare Care-Arbeit bekannt. Der Partner registriert häufig nicht oder zu spät, welche Belastung die Organisation des Alltags und die Bewältigung der Care-Arbeit für die Partnerin bedeuten. Hört der Ehemann am Abend den Erzählungen der Familie zu, steht nicht im Vordergrund, welche Mühe in die Vereinbarung von Terminen, das pünktliche Erscheinen der Kinder zu Sportveranstaltungen oder die Planung des nächsten Kindergeburtstags investiert wurde.

care arbeit
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Jede dieser vermeintlich kleinen Tätigkeiten wie das Ausdrucken von Einladungen oder Aussortieren des Kleiderschranks für die kommende Jahreszeit kostet Zeit. Diese Zeit fehlt Frauen im Alltag für eine Verschnaufpause. Ohne kurze Auszeiten im Alltag verbleibt der Stresspegel auf einem erhöhten Niveau und bestärkt das Gefühl, sich dem eigenen Alltag nicht gewachsen zu fühlen. Gleichzeitig sind die kleinen Zeitfenster, die zur freien Verfügung stehen, nicht automatisch ausreichend, um sich mit anderen Frauen in der gleichen Situation auszutauschen. Dieser fehlende Vergleich bestärkt das Gefühl, dass andere Ehefrauen die Belastung des Alltags mit weniger Stress bewältigen.

Mehrfachbelastungen begünstigen den täglich wiederkehrenden Stress

Care-Arbeit, Haushalt und Beziehungsleben sind für Frauen nicht die einzigen alltäglichen Aufgaben, die es unter einen Hut zu bringen gilt. Der Beruf ist ein weiterer Faktor, den es in der Bewertung der Mental Load zu bedenken gilt. Stress im Job ist ein Phänomen, von dem nicht nur Männer betroffen sind. Frauen haben häufig das Gefühl, auf ihrem Karriereweg die eigenen Fähigkeiten noch stärker unter Beweis stellen zu müssen, als es bei den männlichen Kollegen der Fall ist. Zusätzlich setzt sich die Care-Arbeit am Arbeitsplatz nicht selten fort, wenn es zum Beispiel um die Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder die Übernahme von Aufgaben erkrankter Kollegen geht.

überforderte ehefrau
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Ehemänner bekommen die mentale Überforderung, als Frust der Ehefrau zu spüren

Der Feierabend ist in Beziehungen, in denen sich die Partnerin überfordert fühlt, ein Punkt, an dem sich der Stress des Tages entlädt. Das gilt für beide Partner. Vergisst der Ehemann seine Schuhe wegzuräumen oder besteht auf einer kurzen Erholungspause, ohne sich direkt um die Kinder zu kümmern, ist bei einigen Frauen das Ende der Geduld erreicht. Auf Männer wirken die folgenden Kommentare oftmals als grundloser Wutausbruch oder ungerechtfertigte Kritik. Aus der weiblichen Sichtweise ergibt sich das Gefühl, in einem Moment der Überforderung vom Partner im Stich gelassen zu werden. Gelingt es innerhalb der Beziehung nicht, über Gespräche ein Verständnis für die Situation des anderen zu entwickeln, sind weitere Streitpunkte kaum zu vermeiden.

Der emotionale Rückzug ist ein konkretes Warnsignal in einer Beziehung

Gehören Streitgespräche innerhalb der Partnerschaft aufgrund der zu großen Mental Load zu einem tagtäglichen Stressfaktor, gibt es Frauen, die irgendwann den Punkt der emotionalen Abkapselung von ihrem Partner erleben. Ab diesem Zeitpunkt reduzieren sich die Streitigkeiten. Das bedeutet nicht, dass für die Überforderung eine Lösungsstrategie vorhanden ist. Vielmehr glauben die Frauen nicht länger daran, dass der Ehemann ein ernsthaftes Interesse daran hat, zu einer Lösung beizutragen. An diesem Punkt angelangt ist eine Beendigung der Beziehung in den kommenden Monaten wahrscheinlicher als ein glückliches Zusammenleben. Beginnt der emotionale Rückzug, sind in den meisten Beziehungen bereits tiefe Risse vorhanden.

emotionaler rückzug
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Eine faire Aufgabenverteilung ist der erste Schritt zu einer harmonischeren Beziehung

Ist den Ehepartnern daran gelegen, die Beziehung nicht aufgrund von Stress und Überforderung zu beenden, ist Kompromissbereitschaft gefragt. Vergleichbar mit der Aufteilung von Haushaltsaufgaben, wie dem Abwasch oder der Reinigung der Wäsche, ist es hilfreich, sich die Mental Load ebenfalls aufzuteilen. Übernimmt der Ehemann zukünftig die Fahrt zur Schule oder zum Kindergarten, profitieren die Frauen von kurzen Ruhephasen und sind weniger gestresst.

Ein weiterer Vorteil dieser Planung ist, die unsichtbare Care-Arbeit ans Tageslicht zu holen. Nicht wenige Männer sind sich nicht bewusst, dass die Organisation des Alltags einer Familie einige Parallelen mit dem Management auf professioneller Ebene gemeinsam hat. Spielt sich dieses Management nicht länger im Verborgenen ab, steigt die Empathie für die Partnerin und der erste Schritt zur Rückkehr zu einem harmonischeren Zusammenleben liegt hinter den Partnern.